Nikon 50mm f1.4G Review
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Written by Thomas
(Also see our Nikkor AF-S 50mm review in English)
Nikkor_AF-S_50mmDas Nikkor AF-S 50mm f/1.4G wurde im September 2008 als Flaggschiff von Nikon’s Standard-Objektiven angekündigt. Es hat dieselbe große f1.4 Öffnung und Standard-Brennweite wie das ältere AF 50mm f/1.4D von 1995. Es bietet aber einen SWM Fokus-Motor, der dafür sorgt, dass der Autofokus schnell und leise an allen Nikon DSLRs funktioniert, inklusive D40, D40x, D60, D3000, D3100, D5000.
Das Objektiv ist kompatibel mit den FX-Format Gehäusen wie der D700 und D3s/x, an denen es den Standard-Bildwinkel abdeckt. An einem DX-Format Gehäuse wie der D5000 oder D7000, wird der Bildwinkel um den Faktor 1,5x reduziert und ist damit äquivalent zu einem 75mm Objektiv, was eine perfekte kurze Tele-Brennweite für Portraits ist. Die schnelle maximale Öffnung von f1.4 ist auch ideal, um geringe Tiefenschärfe zu erzielen oder bei schwachen Lichtverhältnissen zu arbeiten. Nur einmal zum Vergleich: ein f1.4 Objektiv sammelt 16x mehr Licht als eine f5.6 Linse, wie z. B. das Standard Nikkor DX 18-55mm Objektiv am langen Ende.
Das optische Design ist komplexer mit acht Elementen in sieben Gruppen verglichen mit den sieben Elementen in sechs Gruppen des Vorgängers, und besitzt neun abgerundete Blenden-Lamellen im Vergleich zu den sieben des Vorgängers für noch natürlicher wirkendes Bokeh.
Mit Abmessungen von 74x54mm (maximaler Durchmesser x Länge) ist das neue AF-S 50mm f/1.4G größer und schwerer als sein Vorgänger und das Filtergewinde hat ebenfalls einen größeren Durchmesser mit 58mm. Es besitzt dafür eine Dichtungsmanschette und verändert seine Länge beim Fokussieren nicht. Der manuelle Blendenring des älteren D-Modells mag fehlen, aber es gibt immer noch ein kleines Fenster für die Entfernungsanzeige, und Fans von Pol- und anderen richtungsabhängigen Filtern hören sicher gerne, dass sich das Vorderteil der Linse beim Fokussieren nicht dreht. Zum Lieferumfang der Linse gehört die HB-47 Sonnenblende und ein flexibler Beutel.
In seinem Test prüft unser Cameralabs Forum Moderator Thomas das neue Nikkor AF-S 50mm f/1.4G an einem Nikon D300 Gehäuse, später ergänzt um einige Tests an einer D700 (im Forum). Thomas ist ein großer Nikon Fan und begeisterter Natur-Fotograf, der Nikon Capture NX2 und Adobe Lightroom für die Entwicklung der RAW-Bilder verwendet und etwa 4000 Bilder auf flickr zeigt.
Nikkor AF-S 50mm f/1.4G Test-Tagebuch
Erste Eindrücke
Die Linse kam heute bei mir an. Es ist schwierig, diese Linse mit meinem alten Nikkor AF 50mm f/1.4D zu vergleichen, da ich die Neue durch den Verkauf der Alten finanziert habe. Aber ich habe immer noch mein AF 35mm f/2.0D, das fast dieselbe Qualität und Mechanik wie das alte AF 50mm f/1.4D besitzt.
Mein erster Eindruck ist, dass das Fokussieren bei der neuen Linse schneller und viel ruhiger ist, als bei der alten Version – so wie man das von dem SWM Motor erwarten würde. Allerdings ist das neue 50mm Objektiv vielleicht nicht ganz so schnell, wie manche gehofft haben, da der Fokusring selber einen sehr langen Weg zurück legt. Das macht allerdings das Fokussieren per Hand einfacher.
Die Qualität des neuen Modells ist “solider Kunststoff” und die Bewegung des Fokusrings hat dasselbe Plastik-Gefühl wie bei der älteren Version. Aber es gibt jetzt eine Gummimanschette zum Schutz gegen die Elemente.
Das Design ist etwas klobiger mit 74x54mm und 280g versus 65x43mm und 230g. Das macht die neue Linse tatsächlich einfacher zu halten und bietet den Zusatznutzen einer tief liegenden, geschützten Frontlinse. Was man allerdings bei dem neuen Modell verliert, ist der manuelle Blendenring. Dafür ist der Fokusring nun breiter und rotiert nicht mehr bei Autofokus.
Erste Tests
Nikkor AF-S 50mm f/1.4G an Nikon D300 100% Ausschnitt von der Bildmitte | Nikkor AF-S 50mm f/1.4G an Nikon D300 100% Ausschnitt von der Bildecke | Nikkor AF-S 50mm f/1.4G an Nikon D700 100% Ausschnitt von der Bildecke | Um die Schärfe der Linse zu testen, fotografiere ich meine Standard-Siemens-Stern Testcharts. Die besten Resultate habe ich dabei mit manuell optimiertem Fokus bei maximaler Vergrößerung in Live-View auf meiner D300 erzielt. Ich habe dabei zuerst auf das Zentrum fokussiert, dann eine Reihe von Bildern in einer Blendenstufe Abstand von f1.4 bis f8 geschossen. Danach habe ich auf die obere rechte Ecke refokussiert (Kamera in derselben Position) und den Test wiederholt. Nachfolgend sind die Ausschnitte aus diesen beiden Gruppen von Aufnahmen bei 100% Vergrößerung dargestellt. Bitte nicht vergessen: ich habe bisher nur mit einem DX-Gehäuse getestet, kann also (noch) keine Kommentare zur Performance dieser Linse auf einem FX-Gehäuse abgeben. Wie man deutlich sieht, ist die Abbildung etwas weich bei f1.4 und f2.0, aber verbessert sich deutlich bei f2.8, und sieht ziemlich scharf aus ab f4.0. Wenn man die Linse also ein paar Stufen abblenden kann, bekommt man hervorragende Performance von dem AF-S 50mm f/1.4G. Vergleicht man die Ergebnisse mit dem alten AF 50mm f/1.4D, so stellt man allerdings fest, dass die neue Linse nicht unbedingt schärfer als die alte ist – tatsächlich sind sich beide ziemlich ähnlich. Man sollte also ein Upgrade von der alten Linse nicht nur wegen der Bildqualität durchführen. |
f1.4, 200 ISO | f1.4, 200 ISO | f1.4, 200 ISO | |
f2, 200 ISO | f2, 200 ISO | f2, 200 ISO | |
f2.8, 200 ISO | f2.8, 200 ISO | f2.8, 200 ISO | |
f4, 200 ISO | f4, 200 ISO | f4, 200 ISO | |
f5.6, 200 ISO | f5.6, 200 ISO | f5.6, 200 ISO |
Auf nach draußen!
Nach all den Labortests ist es nun endlich Zeit zu sehen, wie sich das f1.4 im Außeneinsatz bewährt. Das erste Bild habe ich mit meiner D300 bei 200 ISO und einer Verschlusszeit von 1/180 bei komplett geöffneter Blende (f1.4) aufgenommen. Das Original wurde auf 3595×2542 Pixel beschnitten und für die Darstellung auf dieser Seite in der Größe reduziert, aber durch Klicken auf das Bild gelangt man zur Original-Auflösung.
1/180, f1.4, 200 ISO |
f1.4 |
Während der Aufnahmen heute mit dem AF-S 50mm f/1.4G (davon einige bei f/1.4) stieß ich auf einige Probleme mit dem Autofokus. Ein Bild zeigte einen ganz klaren Fokus auf den Vordergrund obwohl alle Fokusmessfelder bei den Bäumen im Hintergrund aufleuchteten. Deshalb ging ich wieder zurück zu einigen synthetischen Tests auf Front- / Rück-Fokus.
Ich entdeckte etwas Rück-Fokus, der durch AF-Feinabstimmung auf meiner D300 korrigiert werden konnte, aber mit der Entfernung vom Subjekt variierte: In einer Entfernung von 60cm zum Testchart war die optimale AF-Feinabstimmung bei -15, aber bei 1m waren es nur noch -5, und schließlich bei 1.8m war es praktisch Null.
Dies stellte sich auch als optimale Abstimmung für weiter entfernte Objekte heraus, wie etwa bei 20m. D.h. bei einem Fokus-Test sollte man die Ergebnisse bei unterschiedlichen Entfernungen messen und bei signifikanten Abweichungen die Einstellung wählen, die am besten zu den typischen Entfernungen passt, bei denen man die Linse verwendet. Anmerkung: die Ausschnitte vom Testchart oben wurden manuell fokussiert in Live-View, sind also von diesem Problem nicht beeinflusst.
Einige weitere Bemerkungen zum Thema Fokus: Zunächst einmal, der Einstellweg des Fokusrings ist riesig: mehr als 180°, was ziemlich viel für eine Nicht-Makrolinse ist. Tatsächlich braucht der Motor etwa eine dreiviertel Sekunde, um von einem Extrem zum anderen zu fokussieren.
Wie oben erwähnt, liegt der Fokus manchmal einfach daneben. Deshalb ist es besser, die eigenen Bilder auf optimale Schärfe hin zu kontrollieren und die AF-Feinabstimmung einzusetzen falls notwendig (wenn das Gehäuse diese Möglichkeit bietet). Das Spiel im Fokusgetriebe ist minimal und viel besser als z.B. beim AF 85 f/1.8.
Wie auch andere angemerkt haben, ist das Bokeh bei großen Blenden gegenüber dem früheren AF 50mm f/1.4D verbessert. Das zweite Bild oben habe ich ebenfalls mit weit geöffneter Blende bei f1.4 aufgenommen.
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Zum Thema Kontrast…
Hier ist mein Kontrastverschlechterungstest. Ein Test, so durchtrieben, so brutal, dass sogar das altbewährte Nikkor AF 85mm f/1.8D miserabel abgeschnitten hat. Ich erzeuge starkes Gegenlicht durch zwei Halogen-Spots, die direkt in die Linse scheinen. Unter normalen Bedingungen würde man erwarten, dass die Linse mehr Kontrast zeigt, je stärker abgeblendet wird. Lasst uns einmal sehen, wie das neue 50mm mit diesen extremen Bedingungen zurecht kommt.
Die Bilder rechts wurden unter identischen Bedingungen aufgenommen, sind daher direkt vergleichbar.
Es handelt sich dabei um eine Komposition aus drei Bildern von jedem Objektiv, von links nach rechts mit der Blende ganz offen bei f1.4 or f1.8, dann abgeblendet auf f4 und zuletzt bei f8.
Wie man leicht sehen kann, ist das neue AF-S 50mm f/1.4G viel besser als das AF 85mm f/1.8D, wobei man sich vor Augen halten muss, dass dies extreme Test-Bedingungen sind.
Aber sogar hier sieht man, wenn man das Schwarze unter der Linse der 50mm-Bilder betrachtet, dass der Schatten beim Abblenden immer heller grau wird. Also wieder ein Fall von sich verschlechterndem Kontrast beim Abblenden. Dies wäre für mich allerdings kein Grund, die Linse zurück zu geben. Es ist viel mehr ein Zeugnis dafür, wie kontrastreich das neue Objektiv sogar weit offen ist.
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MTF Charts
Hier sind die Nikon-Messwerte der beiden Linsen, mit dem alten AF 50mm f/1.4D links und dem neuen AF-S 50mm f/1.4G auf der rechten Seite.
Wie man sieht, ist der Kontrast bei f1.4 (rote Linie) bei der neuen Linse besser als bei der alten. Und die Schärfe bei f1.4 (Linien in lila/petrol) ist höher innerhalb des DX-Formats (bis 12.5mm) und verläuft ausgeglichener als beim alten Design.
Sagittales Koma
Überstahlungen durch sagittales Koma sind ein Abbildungsfehler, bei dem ein sehr heller Punkt am Bildrand aussieht wie ein Vogel, der seine Flügel spreizt. Klingt seltsam, aber viele lichtstarke Linsen leiden darunter, auch das AF-S 50mm f/1.4G. Hier ist eine Serie von 100% Ausschnitten aus der Ecke eines DX-Format Bildes mit der Linse weit offen bei f1.4, abgeblendet auf f2.8 und zuletzt bei f5.6.
Nikkor AF-S 50mm f/1.4G an Nikon D300 | Nikkor AF-S 50mm f/1.4G an Nikon D300 | Nikkor AF-S 50mm f/1.4G an Nikon D300 |
f1.4, 200 ISO | f2.8, 200 ISO | f5.6, 200 ISO |
Ja, das sieht scheußlich aus bei f/1.4 – sogar in der Ecke des kleineren DX-Formats, sodass wir annehmen können, dass es noch schlimmer wird in den Ecken des FX-Formats. Punktförmige Lichtquellen, die näher an der optischen Achse sind, sehen allerdings normaler aus und – wie man oben sieht – Abblenden verringert das Problem deutlich.
Einige glauben, dass Sagittal Coma hätte vermieden/reduziert werden können, wenn Nikon asphärische Linsen verbaut hätte. Aber dadurch wäre sicher der angestrebte Preis für diese Linse überschritten worden.
Farblängsfehler (loCA)
Einer der kritischen Punkte von hoch-öffnenden Festbrennweiten ist das Phänomen der Farblängsfehler (loCA): Objekte vor der Schärfenebene werden mit einer rötlichen Umrandung abgebildet, Objekte hinter der Schärfenebene mit einer grünlichen. Dieser Effekt kann nicht so einfach nachträglich entfernt werden wie Farbquerfehler (laterale chromatische Aberrationen) und wir zeigen hier die Ergebnisse mit und ohne Korrektur.
Nikkor AF-S 50mm f/1.4G Farblängsfehler (loCA) | ||
100% crop, f1.4, Korrektur des Farblängsfehlers AUS mit Capture NX2 | 100% crop, f1.4, Korrektur des Farblängsfehlers EIN mit Capture NX2 |
Das linke Bild zeigt einen 100% Ausschnitt für das AF-S 50/1.4G bei f/1.4. Da der Effekt durch Abblenden reduziert wird, haben wir ein großes Bild hinterlegt, das den Farblängsfehler von f1.4 bis f/5.6 zeigt und durch Klicken auf den Ausschnitt zugänglich ist. Das Bild wurde in CaptureNX2 mit Standard-Einstellungen entwickelt, d.h. Auto-Korr. des Farbquerfehlers war EIN und Korrektur des Farblängsfehlers = AUS. Bei f/5.6 sind die grünlichen (Hintergrund) und rötlichen (Vordergrund) Verfärbungen verschwunden – aber nicht vollständig.
Das Bild auf der rechten Seite zeigt das Ergebnis, wenn man die Korrektur des Farblängsfehlers auf 100% setzt. Das funktioniert ziemlich gut! Dabei sollte man berücksichtigen, dass die Geheimformel von CaptureNX 2 für die Beseitigung von loCA offensichtlich von der Vergrößerung abhängt und sogar noch besser wird, je kleiner die Vergrößerung ist (die Test-Aufnahme ist etwa 1:20). Das wird durch reale Aufnahmen bestätigt.
1/4000, f8, 200 ISO |
Zu guter letzt noch eine Stärke dieser unauffälligen, kleinen Linse.
Diese Aufnahme wurde mit f8 direkt in die Sonne geschossen, und wie üblich warnen wir davor, dass dies auf eigenes Risiko geschieht.
Das Bemerkenswerte an dieser Aufnahme ist, dass es kaum erkennbare Überstrahlungen oder Geisterbilder gibt.
Dies ist ein gutes Ergebnis und ich bin insgesamt sehr zufrieden mit dem neuen Nikkor AF-S 50mm f/1.4G.
Ich hoffe, dieser Test war interessant und hilfreich. Mehr kann man über diese Linse in diesem englischen Thread im Forum herausfinden, aber wir haben hier auch einen deutschsprachigen Diskussionsthread geöffnet.